Das Gelände des Herrentals und seine historische Entwicklung
Lage zur Stadt
Im Süden der Stadt Kamenz erstreckt sich das Herrental. Es ist Teil des mittelalterlichen Stadtkerns, liegt jedoch außerhalb des Stadtzentrums mit der Kirche St. Marien, dem Rathaus und dem Markt. Das Herrental befindet sich auf der Außenseite der Stadtmauer und ist von einer Tal- sowie Hanglage geprägt.
Die Via Regia als Handelsstraße, welche durch das Herrental verlief, sicherte die direkte städtische Anbindung. Gekennzeichnet wird das Herrental außerdem durch das Lange Wasser, welches schließlich in die Schwarze Elster mündet.
Entwicklung des Herrentals
Die Stadt Kamenz wurde im Jahr 1225 erstmals urkundlich erwähnt. Das Tal diente seit jeher als Umgehung des Hochplateaus auf dem Weg zum Schloss der Herren von Kamenz und somit zur ersten Stadtsiedlung oder zur Hohen Straße in Richtung Bautzen für die südlich von Kamenz gelegenen Dorfschaften. Der Name „Herrental“ nimmt Bezug auf den Besitz der Herren von Kamenz, welche im Tal am Langen Wasser die Herrenmühle errichten ließen.
Nachdem das Tal erstmalig 1434 erwähnt wurde, nahm man im Zuge der Neugründung der Stadt Kamenz den stadtseitigen Hang am Herrental als Bestandteil in die Stadtbefestigung auf. Die Herren von Kamenz verloren ihre Besitzungen an die Stadt. Deshalb nutzte das Handwerk der Tuchmacher fortan die günstige Lage des Hanges für das Trocknen ihrer Tuche durch das Aufstellen der Tuchrahmen. 1584 wurde die Herrenmühle zunächst an das Kloster Marienstern verpachtet, bevor sie im Jahr 1702 vom Rat gekauft wurde. Ab diesem Zeitpunkt war die Mühle der Stadt zugehörig und man bezeichnete sie seit 1745 als „Ratsmühle“. Ende des 18. Jahrhunderts nutzten Weißgerber die Herrenmühle.
Im Zuge der Industrialisierung siedelten sich aufgrund der günstigen infrastrukturellen Voraussetzungen fünf Unternehmen der Textilindustrie im Herrental an. Diese begründeten die Geschichte des Herrentals als Wirtschaftsstandort.
Darunter befanden sich beispielsweise die 1831 durch die Stadt veräußerte Herrenmühle und die Reinhardtsmühle, welche im Jahr 1855 zur Tuchfabrik Müller und Arnold ausgebaut wurde.
Der Tuchmachermeister Johann Friedrich Gottlob Hillmann erwarb die Herren- und Güthersmühle und baute sie zu einem Unternehmen aus, das 1937 teilweise vom Textilunternehmer Noßke erworben und später das Gelände des KZ-Außenlagers Herrental wurde.